Eva Bendová – Václav Hájek

Weite, Schnelligkeit, Tiefe. Veränderungen in der Wahrnehmung der Landschaft als Folge der Modernisierung des Reisens im 19. Jahrhundert

S. 60–71 (tschechisch), 72–73 (deutsch)

Ab Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich im Zusammenhang mit veränderten technischen und erkenntnistheoretischen Bedingungen eine neue Art der Beobachtung und des Sehens entwickelt. Ausflüge in eine Landschaft haben mit einem Aufstieg zu einem Aussichtspunkt und anschließend einem Aussichtsturm gipfeln können, mit der Möglichkeit neuer Erkenntnisse und der Betrachtung des weiteren fernen Gesichtsfeldes. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn ist eine neue Dimension der Beobachtung entstanden, die das Erlebnis einer bis dahin nicht wahrgenommenen Geschwindigkeit darstellte, die, ähnlich dem oben erwähnten Wunsch nach einer visuellen Erfahrung des Horizonts, die räumlichen Grenzen der Wahrnehmung gewissermaßen reduziert hat. Die Bilder, die der Ballonflug mit sich gebracht hat, haben eine dritte Perspektive entwickelt, nämlich einen Blick in die Tiefe wie auch einen Überblick von Oben. Alle diese drei Arten des visuellen Erlebnisses haben im 19. Jahrhundert zu grundlegenden Veränderungen im Verhältnis des Betrachters zur Landschaft geführt und sich maßgeblich sowohl in Bildern als auch in Reisestrategien und -motivationen widerspiegelt. Unser Aufsatz basiert auf konkreten Beispielen der Darstellungen und Ereignisse im Zusammenhang mit der Wahrnehmung der böhmischen Landschaft, nämlich dem Bau des ersten Aussichtsturmes auf Kleť/Schöninger, der auf Veranlassung von Josef II. von Schwarzenberg durch seinen Chefingenieur, Jan Sallaba, errichtet worden ist. Von diesem Aussichtsturm hat Ferdinand Runk im Jahre 1831 ein Rundpanorama gezeichnet. Die Erweiterung der räumlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten hat den Bau von weiteren Aussichtstürmen angeregt, während derjenige auf dem Petřín/Laurenziberg in Prag bereits durch die Werbestrategien des Tschechischen Touristenklubs als Attraktion unterstützt wurde. Bilder der latenten Geschwindigkeit haben im tschechischen Milieu Fotografen aufgrund der Eisenbahn präsentiert. Die Tiefen dann die von Jan Plischke erst 1906 aufgenommenen Fotos, die jedoch die damalige Kritik in den Zeitschriften wegen des Verlusts an Horizont und Maßstab nich anerkannt hat.

Schlüsselwörter: Wahrnehmung der Landschaft - Aussichtsturm Kleť/ Schöninger - Ferdinand Runk - Eisenbahnreisen - Ballonflug - Panoramen

 

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