Josef Šebesta

Das Hirtenlied – ein Fremdkörper in der tschechischen Musik des 19. Jahrhunderts?

235–244 (tschechisch), Resumé S. 244 (deutsch)
Besonders wenn es darum ging, die ländliche Idylle in der Musik zu betonen, ließen sich Komponisten am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ihren Werken oft von Motiven des Hirtenliedes als eigenständiger Form inspirieren. In vorliegender Studie wird lediglich auf Kompositionen von Jiří Ignác Link, Jakub Jan Ryba und Vinzenz Vincenc Maschek, sowie Anton Zimmermann und Leopold Ferdinand Schwerdt hingewiesen. Nach dem Revolutionsjahr 1848 verlor sich dieses inspirierende Klima aus der sozialen und kulturellen Entwicklung der tschechischen bürgerlichen Gesellschaft. Der Hauptgrund für das Ignorieren der Hirtentradition war ihr niedriger sozialer Rang sowohl in der sozialen Hierarchie am Land als auch im Kontext der entstehenden Vorstellung von der Weltläufigkeit der tschechischen Kultur. Das wichtigste künstlerische Mittel, um einen Sinn für „Hochkultur“ zu schaffen, war die bewusste Stilisierung. Ein typisches Beispiel für die Umsetzung dieser gesellschaftlichen Tendenzen in musikalische Ausdrucksformen ist Antonín Dvořáks Oper Čert a Káča (Teufel und Káča). Ihr musikalisches Konzept beruht auf dem allgemeinen Sinn für volkstümliche Tänze (Polka, Walzer, Marsch, Polonaise), die der Oper den Anschein eines ländlichen Milieus geben, während die Melodie und der Rhythmus, die die Figur des Hirten Jirka begleiten, eher die Stimmung ungarischer Salons evozieren als die Vorstellung einer ländlichen Idylle in Böhmen. Erst im musikalischen Schaffen des 20. Jahrhundert erlebten Motive aus dem Hirtenleben eine Renaissance; entgegen den Ansichten der Wiedererwecker (obrozenci) wurden sie im Werk Vítězslav Nováks, Bohuslav Martinůs a Leoš Janáčkes zu einem markanten Element der modernen tschechischen Musik.
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