Milan Exner

Das Todesthema und der Tod des Subjekts in der Königinhofer und Grünberger Handschrift

342–357 (tschechisch), Resumé S. 357–358 (deutsch)
Der vorliegende Aufsatz versucht auf der Grundlage des Modellgegensatzes der Auffassung des Todes in der durch die abendländische Metaphysik geformten christlichen Welt, und des ursprünglichen archaisch-mythischen Konzepts des Todes die Position der *Königinhofer* und der *Grünberger Handschrift* in der tschechischen präromantischen Literatur zu finden. Der archaischen Anschauung, also der Stammesauffassung des Todes, kann man sich mittels der Theorie von Jung über die Archetypen des kollektiven Unbewußtseins annähern. Das kollektive Unbewußtsein „*weiß nichts vom Tode*": das Subjekt geht hier unter, es glaubt auf die eigene Unsterblichkeit. Von hier kommen auch Themen des Heroismus des Selbstopfers und der Kriegswut her, denen man in den Handschriften begegnet. Wenn das Subjekt mit der Versunkenheit in die Tiefen des kollektiven Unbewußtseins untergeht, verschwindet im Schaffensprozeß auch das mit dem Subjekt der literarischen Gestalt verknüpfte Autorensubjekt. Die Überzeugungskraft der Gedichte der Königinhoferund Griinberger Hand¬schrift beruht nicht nur in der Kongenialität der verwendeten künstlerischen Mittel, sondern auch (und vor allem) in deren psychologischer Überzeugungskraft, die durch einen spezifischen Rückfall in die kollektive Psyche gegeben ist. Den moralischen Wert der Autoren der Handschriften kann man nicht an ihrer Fälschung, sondern am Wert der Urheberschaft messen, die im Namen von allgemeinen Dingen sich selbst geopfert hat: Der Tod des Personensubjekts und der des Autorensubjekts sind hier korrelative Größen. Ohne die psychologische Resonanz des kollektiven Unbewußtseins ist jede nationale Wiedererweckung (Auferstehung) unmöglich.
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