Marta Ottlová

Die italienische Oper und die tschechische Nationaloper

S. 43–50, Resümee s. 49–50

Die italienische Oper hat sich stets eines unaufhörlichen Interesses von Seiten des Prager Publikums erfreut. Sie ist das ganze 19. Jahrhundert hindurch ein bedeutender, immer wieder aktualisierter Bestandteil des Repertoires beider Prager Opernhäuser geblieben, an denen sie auf deutsch bzw. auf tschechisch aufgeführt wurde. In jener sogenannten linguazentrischen Etappe der tschechischen Wiedergeburt, in der man alles durch das Prisma der Sprache betrachtete, wurde die melodische Seite und die Sangbarkeit der italienischen Sprache – im Vergleich zur deutschen – als einer ihrer Vorzüge angesehen; nur die tschechische Sprache könne die Eigenschaften des Italienischen übertreffen, sodass das Italienische als Opernsprache durch seine Qualitäten auch bei der Verbreitung des Tschechischen in die höheren, mit dem deutschen Theater verbundenen Schichten der Gesellschaft dienlich werden könne. Nach der Eröffnung des ersten ständigen tschechischen Theaters, des Interimstheaters im Jahre 1862, als sich das eigene tschechische Opernschaffen zu entwickeln begann und die weitere „erwünschte“ Entwicklungslinie der tschechischen Oper thematisiert wurde, stellte die italienische Oper des Belcanto-Typus einen Gegensatz zum „Wagnerschen“ Weg – wie dieser im Namen der Idee des Fortschrittes in der Kunst durch die Repräsentanten der sog. Neudeutschen Schule propagiert wurde –, dar. In jener Zeit, in der als Reaktion auf Wagners Werk auch ein massiver Prozess einsetzte, während dessen sich ein Teil des Publikums von der zeitgenössischen Musik zu trennen begann, stellte die italienische Oper einen für den Zuhörer verständlicheren künstlerischen Gegenpol dar, der auch eine leichtere Orientierung in der Struktur ermöglichte.

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