Jan Bažant

Laokoon, Tyrš und die tschechische Kunstgeschichtsschreibung

S. 30–42, Resümee s. 41–42

Die tschechische Kunstgeschichtsschreibung hat mit dem Werk von Miroslav Tyrš, Laokoon, dílo doby římské (Laokoon, ein Werk aus römischen Zeiten, 1873), eingesetzt. Tyrš hat das Problem der in den Vatikanischen Museen befindlichen Laokoon-Gruppe während seines Studiums an der Philosophischen Fakultät der Prager Universität kennen gelernt. Nach seinem Lehrer, Robert Zimmermann, stelle die Statue ausschließlich einen physischen Zustand eines von extremen Schmerzen geplagten Körpers dar und ermangle jeglicher geistigen Tiefe. Sie müsse seiner Meinung nach in der ersten kaiserlichen Epoche entstanden sein, weil nur die Römer sich am Anblick sterbender Gladiatoren erfreuten. Tyrš hat sich mit dieser Ansicht seines Lehrers völlig identifiziert und dessen Thesen in seiner eigenen Arbeit weiter geführt. Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Pergamon haben jedoch die ganze Geschichte der antiken Kunst in Frage gestellt, einschließlich der Schrift von Tyrš. Bereits im Jahre 1879 wurde eine Relief-Darstellung der mit dem Giganten Alkyoneus kämpfenden Athena gefunden, deren Ähnlichkeit mit dem expressiven Stil der Laokoon-Gruppe unbestritten ist. Im Jahre 1884 hat Tyrš die Idee eines Schemas einer einheitlichen Entwicklung radikal aufgegeben, womit die Datierung des Laokoon sowie auch die Erforschung der Rezeption der Kunst des antiken Griechenlands durch Rom überhaupt erst ermöglicht wurde.

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